warum sollte heute ein schriftsteller in unser interesse rücken, der wegen seiner politischen unbequemlichkeit sowohl in ost wie auch in west kaum gedruckt wurde?
weil wir, so könnte eine antwort lauten, heute, zwanzig jahre nach dem ende der ddr, möglicherweise eher in der lage sind, ein ästhetisches werk von seiner politischen ausrichtung zu entkoppeln. ein beispiel für so eine gelungene entkopplung ist der ddr-grossdichter peter hacks, der bis zu seinem tod im jahr 2003 die mauer pries und den massenmörder stalin und der nach der wende, als ein linker ddrler wie heiner müller längst vom deutschen feuilleton umarmt worden war, noch lange im abseits stand – aufgrund seiner politischen ansichten so geächtet, dass die qualität seiner verse nicht zählte.
das hat sich erst in den vergangenen jahren geändert, plötzlich ist auch peter hacks im traditionell bürgerlichen westdeutschen kanon willkommen.
mit ronald schernikau steht nun der nächste schriftsteller bereit … meint philipp oehmke im spiegel von heute.